Die folgende Lebensgeschichte des John Waite basiert im Wesentlichen auf der 1998 von David Waite und Adrian Steenland verfassten Life Story
Music: The Art of John Waite,
die im Original auf www.johnwaite.com nachzulesen ist. Zu meiner Übersetzung habe ich über die Jahre hinweg gesammelte Fakten nachträglich eingebaut. Komplett wird diese Story wohl nie sein, es sei denn, John Waite selbst würde sie eines Tages schreiben. Und weil es nicht allein meine Übersetzung ist, möchte ich an dieser Stelle noch ein paar Worte loswerden, die mir sehr am Herzen liegen:
Ohne Adrian Steenland hätte ich es nicht geschafft.
Er hat mir wertvolle Tipps gegeben, wann immer ich in einer der zahllosen Sackgassen steckte und seine ganz besondere Warnung hat sich in meinem Hirn festgefressen: „Pass genau auf, was du schreibst, check alles doppelt und dreifach!“ Der gute Adrian. Wie Recht er hatte.
Heute, kaum ein Jahr, nachdem wir dieses Projekt gestartet haben, weiß ich aber ganz genau, was er meinte, wenn ich an seine Worte zurückdenke: „Heute würde ich das nicht mehr schaffen.“ Damals hab´ ich´s nicht verstanden. Heute weiß ich es besser…
Ich hab´ noch immer das Chaos in Form von Notizen und den vielen, kleinen, bunten Post It-Zettelchen vor Augen, die in allen möglichen Regenbogenfarben in meinem Ordner an jeder erdenklichen Ecke klebten und mir anzeigen sollten, was bearbeitet war und was nicht. Die unzähligen Artikel und Interviews, die – natürlich – alle in Englisch verfasst waren und übersetzt und chronologisch sortiert werden wollten…
(dafür kann ich aber jetzt – denke ich – auf einen recht passablen, englischen Wortschatz zurückgreifen)
…und ganz zu schweigen von der Zeit, die mir in einem Affenzahn davongerannt ist. Du schlägst verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen und stöhnst: Scheiße, worauf hab´ ich mich da eingelassen? Manchmal kam mir alles wie ein riesiges, unüberschaubares Puzzle vor, mit unzähligen Teilen, das geduldig zusammengesetzt werden wollte, geduldig – das war das Zauberwort…
Die andere Seite aber ist, dass ich einen verdammt guten Grund hatte, mir das alles aufzubürden.
Genau genommen zwei.
Zum Ersten:
John Waite´s Stimme hat mich 1984 schlichtweg umgehauen. Ich weiß noch genau, wie ich mit dem Wäschekorb im Arm und mit offenem Mund in den Fernseher glotzte und einfach fasziniert war von der Intensität, mit der er „Missing You“ vortrug. Es war nicht der Song an sich, es war die Art und Weise, wie er diesen Song umsetzte. Musik an sich ist schon eine spannende Angelegenheit. Wenn sie es aber sogar schafft, dass ich nicht mehr weiß, ob die Wäsche in die Waschmaschine gehört oder auf den Bügeltisch, dann ist das selbst für mich ein denkwürdiges Ereignis… Zu meiner Überraschung stellte sich „No Brakes“ dann als waschechtes Rockalbum heraus und nicht als das von mir befürchtete Pop-Einerlei. Man kennt das ja… Ein Superhit und der Rest ist Schweigen. Es gibt derer Unzählige. Aber weit gefehlt – Waite rocked!
Und es wollte so gar nicht zusammenpassen, ich meine, da kommt so ein rothaariges, schmächtiges Bürschchen in poppigen Klamotten mit nicht minder poppigem Haarschnitt daher und du nimmst es halt hin, zuckst die Schultern und legst ohne große Erwartung die Platte auf. Aber bereits die ersten Akkorde des Einsteigers „Saturday Night“ schrecken dich jäh aus deinem Dornröschenschlaf und leiten dich erst einmal zu der Vermutung, dass der Verpackungsindustrie ein grober Fehler unterlaufen sein muss. Ich meine… bitte! Du kuckst automatisch, ob die richtige Platte auch in der richtigen Hülle steckt! Alles schon da gewesen. Dem war aber – GottSeiDank! – nicht so. Und da hat´s dann Klick gemacht… Ich denke, ich war nicht die Einzige, die Mr. Waite mit diesem – im Endeffekt mehr als Zufriedenstellendem! – Resultat so gnadenlos verwirrt hat…
In den folgenden Jahren war John Waite dann zu meiner Freude mal mehr, zu meinem Leidwesen mal weniger präsent. Sowohl in meinem Kopf als auch im Business. Ganz verschwunden ist er jedoch nie. Sowohl in meinem Kopf als auch im Business… Als ich dann in einer der weniger präsenten Phasen eines Nachts im Oktober 2000 planlos durch das www surfte, schoss plötzlich ohne Vorwarnung diese Textzeile durch meine Hirnwindungen:
Baby, we can make it, cos´ our love will pull us through…
Mein nächster Gedanke bedarf kaum einer Erwähnung – Ran an die Tastatur! Die Antwort waren gleich fünf Sites. (Eine davon gibt es leider nicht mehr) Da wusste ich es wohl noch nicht, aber ich denke, das war der Grundstock zu meiner Idee.
Mein guter Freund Paul Wijman aus Holland, den ich in dieser Zeit über eine der JohnWaiteWebsites (NETWAITE? JohnWaiteRendezvous ? Ich hab´s vergessen…) kennen gelernt hatte, hat, durch eine unüberlegte Bemerkung, die ich einmal gemacht hatte, den Schalter umgelegt. Aber auch das wurde mir erst sehr viel später bewusst. Die Idee als solche war also noch reichlich unausgegoren und unfertig, kurz – sie bestand aus nichts anderem als Wunschdenken. Und eines Tages dann gab Paul den denkwürdigen Anstoß, der den Stein ins Rollen brachte. In Form von Adrian Steenland, an dessen Name man als europäischer John Waite Fan einfach nicht vorbeikommt. Adrian – so Paul – hätte sicher nichts gegen eine Übersetzung der Original Life Story einzuwenden und er gab mir seine Email-Adresse. Diese finale Aufforderung war nur schwer zu ignorieren, also atmete ich tief durch und schrieb Adrian Steenland.
Und da kommt der zweite Grund ins Spiel:
„Na klar, mach das. Diese Life Story hätte ein Update bitter nötig.”
Oups… Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist? Adrian holte für mich die Erlaubnis bei John´s Cousin David Waite – dem eigentlichen Urheber der Life Story – ein. Umständehalber folgte die unvermeidliche Bitte um Erlaubnis an Mr. John Waite höchstpersönlich, da es sich ja nicht nur um eine Übersetzung an sich handelte, sondern um eine überarbeitete Neufassung, die immerhin sein Leben beschreibt. Meiner Meinung nach erledigt man so etwas Wichtiges nicht per Email. Wer nun also jahrelang auf einer Tastatur herumhämmert, kann es mir vielleicht nachfühlen. Die Hilflosigkeit, mit der du krampfhaft versuchst, einen Brief zu schreiben – und zwar fein säuberlich, fehlerlos und auch noch leserlich! Du vermisst schmerzlich die „Löschen”- Taste und dann siehst du das Ergebnis und denkst: „Ist das wirklich meine Handschrift?” Und du fängst zum fünften Mal an… Nach dreiwöchiger Wartezeit dann aber die Belohnung für meine geschundenen Finger: John Waite war einverstanden. Und so stand einer Neufassung der Life Story nichts mehr im Wege.
Mal ehrlich – Mit solcher Unterstützung wäre ich schön blöd gewesen, diese einmalige Gelegenheit nicht genutzt zu haben, oder?
War es jedoch relativ einfach, die Erlaubnis zu bekommen, so gestaltete sich die praktische Abwicklung als eher beklemmend, denn bereits beim Lesen der Original Life Story wurde mir Eines klar: Es steckt sehr viel Hingabe und Überzeugung in einer solchen Arbeit. Aber auch Geduld (Ihr erinnert euch? Das Zauberwort…) und die Willenskraft, heiße Sommertage zu Hause vor dem Computer zu verbringen und Fakten zu einem schönen Ganzen zusammenzutragen, anstatt sich im Schwimmbad mit anschließendem Biergartenbesuch die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen. Weshalb mein Michi mir neben dem liebevollen Kosenamen Spatzl einen, zugegebenermaßen nicht ganz unzutreffenden, Zweiten verpasst hat: Vampir…
Letztendlich aber ist es der Spaß an der Sache, ohne den so etwas einfach nicht funktioniert und die daraus folgende Motivation, wenn du siehst, wie dieses riesige Puzzle langsam zu einem Ganzen zusammenwächst. Eine anstrengende, im Endeffekt aber wunderbare Aufgabe. Ich wollte Mr. John Waite ein kleines Denkmal in deutscher Sprache setzen. Um es kurz zu machen – Es war längst überfällig. Adrian Steenland verfügte bereits über die Erfahrung, die ich erst noch machen musste. Und er stand bedingungslos hinter mir. Er stärkte mir den Rücken, wenn ich glaubte, mir zuviel zugemutet zu haben und er baute mich auf, wenn ich Rückschläge einzustecken hatte und schon dachte, alle Welt sei gegen mich. Adrian Steenland hat mir geholfen, wo er nur konnte und ich konnte mich auf seine ehrliche Meinung verlassen. Immer! Für all das bin ich ihm sehr, sehr dankbar.
Ich denke, so ist es uns gelungen, dieses Baby zu einem würdevollen Ergebnis zu bringen.